05.05.05 - Jasper und Yoho

Der Tag des Abschieds ist gekommen: Nach 3 Tagen sagen wir unserem Zeltplatz in Jasper Lebewohl. Erste Station des heutigen Tages sind die Athabasca Falls, wie der Name schon vermuten lässt Wasserfälle des Athabasca Rivers. Leider kommt die Schönheit auf den Bildern nicht ganz zur Geltung, es sei nur gesagt, dass die Wasserfälle wirklich beeindruckend sind, besonders die senkrechten kreisrunden Löcher im Gestein, die durch wirbelnde Partikel im Wasser ausgehöhlt werden.

Nach einer kurzen Kletterpartie geht es zurück zum Auto, welches seit kurzem Probleme macht: die Sicherung für die Bremslichter brennt andauernd durch. Ein Hilfeschrei von Amelie nach mehr Zuwendung? Alex hat den Einfall, dass gebrochene Kabel im Bereich des Kofferraums schuld sein könnten. Ich führe eine Notoperation mit dürftigen Werkzeugen - meinem Taschenmesser und Panzertape - durch. Eine halbe Stunde später sind die Kabel geflickt und es gibt keine Kurzschlüsse mehr. Endlich haben wir auch wieder das Tonsignal, dass vor Schlüsselstecken- und Lichtanlassen warnt. Leider ist ein Bremslicht durchgebrannt, aber die Glühbirne wird auch noch irgendwann ersetzt. Fazit: Operation gelungen, Patient lebt!

Zwischen Jasper und Banff liegt das Columbia Icefield, ein Gletscher, der für den interessierten Touristen mit Bussen befahrbar ist. Wir halten hier kurz an und sind über die Anzahl der sich tummelnden Menschen erstaunt. Wir fahren allerdings nicht auf den Gletscher, 33$ sind doch eine Menge Geld. Dafür kaufen wir ein tolles Accessoir für unser Auto - eine Kanadaflagge, die gleich von uns an der Antenne montiert wird. Ein echt toller Blickfang! Leider ist die Fahne nicht wirklich für den Outdooreinsatz bei Geschwindigkeiten um 120 km/m spezifiziert (das hätte mich bei einem Preis von 4$ auch verwundert), weshalb sie sich auch recht bald aufzulösen beginnt. Mal sehen wie lange sie hält...

Wir setzen unseren mit wunderschönen Panoramen gespickten Weg fort, verlassen schon bald den Jasper National Park und gelangen in den Yoho National Park. Wir machen uns auf die Suche nach einem Zeltplatz. Der einzig offene Zeltplatz weist jedoch mangelnden Komfort auf: Nicht, dass wir anspruchsvoll wären, aber ein Feuerplatz neben dem Zelt ist doch das mindeste. Außerdem ist er direkt am Highway #1 gelegen, der sehr stark befahren ist. Der Name des Zeltplatzes lautet bezeichnenderweise "Monarch" - immerhin kann man den Zeltplatzbetreibern einen gewissen Sinn für Ironie zusprechen. Wir schauen auf unsere Karte und entdecken einen Zeltplatz der 50 km entfernt und genau in er Richtung aus der wir gerade kommen gelegen ist. Aber was tut man nicht alles für ein wärmendes Feuerchen (und das darauf gegrillte Steak)?! Wir machen uns auf den Weg...doch was wir nicht vermuten ist, dass sich das Verlassen dieses Zeltplatzes als schicksalsträchtige Entscheidung herausstellen wird...(hier spannungsfördernde Musik denken...;-))

Der Weg wäre an sich nicht weiter aufregend, wenn nicht, ja wenn nicht kurz vor Erreichen des Zeltplatzes am Straßenrand zwei noch nicht ganz ausgewachsene Grizzlys aufgetaucht wären. Das entschädigt für alles. Wir stehen eine halbe Ewigkeit am Straßenrand und fotografieren die Beiden, die ungestört im Straßengraben nach Futter wühlen. Das Gefühl, so ein Tier in freier Wildbahn zu sehen lässt sich leider nicht in diese Zeilen bannen. Nach ca. 10000 Fotos setzen wir unseren Weg fort. Der Gedanke, in der Nähe solcher Tiere zu zelten ist allerdings leicht beunruhigend....

So weit wird es aber nicht kommen...uns erwartet das auf der linken Seite sichtbare Warnschild. Geschlossen wegen Bären - ja, diesen Grund können wir nachvollziehen. Aber das bedeutet, dass wir wieder zurückfahren müssen...langsam ist das nicht mehr komisch. Aber was solls...auf dem Rückweg halten wir nochmal bei den Bären an (rund 300 m entfernt). Wir stehen so lange mit laufendem Motor herum, dass schließlich das Kühlwasser zu kochen beginnt. Das Auto verlassen um Wasser nachzufüllen können wir erst, nachdem die Bären ein wenig weitergezogen sind. Schließlich setzen wir unseren Weg fort...

Unser Weg zurück zum "königlichen" Zeltplatz führt uns wieder durch die kleine Touristenstadt Lake Louise, die sich hauptsächlich durch hohe Preise und einen für Zelte geschlossenen Zeltplatz auszeichnet. Dass er nur für Zelte zu ist (aber nicht für Wohnmobile) erfahren wir natürlich erst direkt auf dem Platz und nicht vorher auf einem der Hinweisschilder. Wieso denn auch, schließlich kostet Benzin ja nichts und der Tag hat sowieso 48 Stunden. Immerhin ist der Grund auch hier verständlich: Der hochgerüstete Hi-Tech Elektro-Bärenschutzzaun ist nicht aktiviert. Meine Idee, über Nacht dann eben die Autobatterie an den Zaun zu klemmen wird unverständlicherweise verworfen. Schließlich auf dem ungemütlichen Zeltplatz angekommen (es ist inzwischen 21:30) bauen wir unser Zelt auf, machen ein kleines Feuerchen im Gemeinschaftsofen in einer kleinen Hütte und unsere einzige Gesellschaft für die Nacht werden ein einsamer Hirsch und die Geräusche des Highways sein. Na dann süße Träume!


Einen Tag zurück...

Einen Tag weiter...